Nun sind sie endlich da, die Ratten!! Aber was nun!?? Wie verfahre ich mit den neuen Bewohnern? Wie kann ich Kontakt und somit Vertrauen aufbauen? Wie sollte eine Integration mit meinen schon vorhandenen Ratten ablaufen? Wer kennt diese Fragen nicht!?

 

Ich habe diesen Text bei einer Züchterin auf der Homepage entdeckt und haben die Schriftstellerin gebeten ihren Text auch auf meiner Homepage veröffenltichen zu dürfen.

Einen Dank am Maike J. !

 

Natürlich könnt ihr mich weiterhin kontaktieren falls Fragen auftreten!

 

Jungtiere im neuen Heim
(© Maike J.)


Wenn man sich neue rattige Mitbewohner ins Heim holt, kommt dies immer wieder einem kleinen Abenteuer gleich. Man erwartet viel von den Neuzugängen und freut sich darauf, mit ihnen Freundschaft zu schließen.

Leider bekomme ich aber auch häufig mit, dass die Erwartungen, die Halter an ihre Tiere haben, nicht erfüllt werden und betreffende Personen überfordert sind. Ratten werden dann schnell als 'scheu' und 'ängstlich' abgestempelt und die Schuld dafür wird auch nicht selten dem Züchter in die Schuhe geschoben.
Ich möchte hier ein paar Worte darüber verlieren, welche Erwartungen man tatsächlich an die Nager haben sollte, wie sie sich für gewöhnlich verhalten werden und an welchen Stellen viele Halter Fehler machen.
Gehen wir nun von folgender Situation aus: Man holt sich Jungtiere ins Haus.Dazu muss man dann zuerst mal sagen, dass es niemals weniger als 3 Ratten im Gesamten und mindestens 2 Ratten im gleichen Alter sein sollten.

• Wenn bereits ältere Tiere vorhanden sind, umso besser, doch Jungtiere sollten niemals gezwungen sein, ausschließlich mit Erwachsenen und Omis/Opis spielen zu müssen. ;)
• Ist noch kein Rudel vorhanden, dann müssen es mindestens 3 Tiere sein, da erst dann ein Rudel vorhanden ist! Zwei Tiere können für sich kein Rudel bilden, da sie sich nie auf eine Rangfolge einigen werden und ohne Chef fehlt Rudeltieren schlichtweg die Sicherheit.


1. Es ist bereits ein Rudel vorhanden:
Der Idealfall ist der, dass man die Jungtiere einem bereits bestehendem Rudel zuführt. Dies ist aus dem Grunde ideal, weil die Kleinen dann von vornherein in bereits bestehende Rudelstrukturen geführt werden, sich an dem Verhalten der älteren Tiere orientieren können (sie werden quasi angelernt) und sich komplett ein- bzw. zunächst unterordnen können.
Natürlich läuft dies nicht immer so glatt, wie man es sich vorstellt. Einen 'Welpenschutz' an sich gibt es nicht, doch für gewöhnlich werden die Großen den Jungtieren keinen ernsthaften Schaden zufügen, da sie die Kleinen in der Regel nicht als Konkurrenten wahrnehmen.
Extrem wichtig ist dabei aber, dass sich die Jungtiere den älteren unterwerfen und ihnen damit zeigen, dass diese im Sinne der Rangordnung über ihnen stehen. Wenn nun ein ausgewachsener Ratz auf so einem Winzling hockt, den er gerade auf den Rücken geworfen hat und dabei eventuell auch noch auf ihm herumhüpft, dann sieht das Ganze deutlich schlimmer aus, als es ist.

Man sollte in solchen Situationen die älteren Tiere aber nicht verteufeln und sie erst recht nicht davon abhalten, auch dann nicht, wenn die Kleinen schreien als würden sie gerade gelyncht. Solange die Kleinen sich nicht von alleine unterwerfen, werden die Großen diese Prozedur wiederholen. Hat man obendrein noch solche Kandidaten, die zusätzlich schreien wie am Spieß, dann werden diese erst recht von den Großen gemobbt.
Wie gesagt, das alles sieht deutlich schlimmer aus, als es ist und den Jungtieren kommt dabei in der Regel kein Schaden zu. Aber dies gehört nun mal im Normalfall zu einer solchen Vergesellschaftung dazu. 

Als Halter sollte man diese Phase, die sich durchaus über mehrere Wochen ziehen kann, mit viel Geduld aussitzen.
Die Ratten nicht trennen und auch nicht unnötig aus dem Käfig holen!

In seltenen Fällen kann es passieren, dass die erwachsenen Tiere die Jungtiere ernsthaft attackierten. Sie unterwerfen die Kleinen dann nicht, sondern greifen sie an und fügen ihnen Bisswunden zu.
Unter diesen Umständen muss die Integration sofort beendet werden!

Wenn man Glück hat, dann interessieren sich die Großen erst gar nicht wirklich für die Kleinen und kommen erst dann auf sie zurück, wenn diese anfangen aufmüpfig zu werden und die Rangfolge im Rudel auf die Probe zu stellen.

Was hat man nun davon, dass man die Kleinen Nasen gleich mit erwachsenen Tieren vergesellschaftet?
Ganz einfach, die Großen haben für gewöhnlich bereits Vertrauen zum Menschen gefasst, leben in einer geregelten Struktur, kennen ihren Käfig und auch sämtliche Alltagsgeräusche bereits. Für die Kleinen bedeutet das 'Wenn die Erwachsenen nicht weglaufen, wenn Frauchen kommt, dann kann auch mir nichts passieren' :)
Jungtiere lernen schnell und sie gucken sich all das ab, was die Großen aus
Erfahrungswerten bereits gelernt haben. Sie sind dann in der Regel offener, sicherer und unerschrockener als Jungtiere, die keine Vorbilder haben. Dadurch werden sie meist schneller zutraulich.

Es ist daher in jedem Fall empfehlenswert sich auch als Ratten-Neuling gleich eingemischtes Rudel aufzubauen!
Viele Züchter geben neben Jungtieren auch erwachsene Tiere ab, die die Kleinen dann anlernen können. :) Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass man auch ein ausgewachsenes Tier nicht alleine zu Jungtieren setzen sollte. Auch Erwachsene wollen nicht den ganzen Tag mit spielenden Kinder alleine sein.

2. Es ist bislang kein Rudel vorhanden:
Nun zu dem Fall, dass die Neuzugänge die einzigen Ratten sind und nun ihr eigenes Rudel bilden sollen.
Wenn Menschen sich neue Haustiere holen, dann haben sie meist fälschlicherweise die Erwartung an die Tiere, dass diese sich gleich in ihrem neuen Zuhause pudelwohl fühlen, zutraulich sind und vom Menschen gar nicht genug bekommen können...
Nun stellt euch aber bitte mal vor, ihr würdet aus eurem trauten Heim heraus gerissen, verschleppt und dann in eine gänzlich unbekannte Umgebung mit fremden Lebewesen gebracht werden. So ergeht es nämlich euren Tieren.
In einigen, wenigen Glücksfällen werden diese Erwartungen tatsächlich erfüllt. Man setzt die Tiere in ihr neues Heim, stellt sich vor den Käfig und sie kleben einem an der Hand. Glück gehabt. Im Normalfall sieht die Sache dann allerdings anders aus.
Nach all dem Stress sitzen die Kleinen irgendwo in einer Ecke oder in ein Häuschen gekauert beisammen und lassen sich erst einmal nicht mehr blicken.
Was sollte der Mensch nun tun?
Die Kleinen in Ruhe lassen!!!
Setzt man sich jetzt vor den Käfig, greift hinein oder nimmt sie hoch, bereitet man ihnen nur noch mehr Panik als sie ohnehin schon haben. Man muss ihnen Zeit geben, sich einzugewöhnen, den Käfig kennen zu lernen, Sicherheit zu gewinnen. Diese kann man den Tieren nicht geben indem man sie erst recht terrorisiert, also lasst ihnen einfach Zeit sich einzufinden ;).
Bei größeren Käfigen kann es hilfreich sein, diese vorerst zu verkleinern, also einen Teil einfach unzugänglich zu machen. So haben sie dann weniger Terrain, welches sie überschauen müssen und sie fühlen sich sicherer. ;) Alleine in einem großen, fremden Haus würde unsereins sich auch unsicherer fühlen, als in einer kleinen, fremden Wohnung. Kommen die Kleinen freiwillig zum Gitter oder tasten sich auch bei offener Käfigtüre auf den Menschen zu, kann man sie gerne mit Leckerlies belohnen. :) Dadurch lernen sie dann schnell, dass der Mensch ihnen nichts Böses will und fassen Vertrauen.
Sobald eines der Tiere Vertrauen gefasst hat, werden ihm auch die anderen folgen, so ist das für gewöhnlich mit der Gruppendynamik.

Haben sie dann erst einmal alles erkundet, tapsen selbstbewusst durch den Käfig und lassen sich, solange alle Türen dicht sind, nicht einschüchtern, werden sie auch anfangen zu toben. Das sieht bei Jungtieren immer noch sehr chaotisch und wenig zielführend aus und ist auch mehr Spielerei als Ernst, doch wird sich dies im Laufe der Zeit ändern.
Kommen die Kleinen erstmal in das 'Rüpelalter', muss eine klar strukturierte Rangordnung her. Dies ist außerordentlich wichtig für die Tiere, denn irgendjemand muss das Rudel anführen!
Auch hier sei gesagt, dass man bei Raufereien zwischen Ratten die sich selbst verteidigen können, nicht dazwischen gehen sollte! Eine Ausnahme bildet der Fall, dass die betreffenden Tiere unbegründet aufeinander losgehen und sich wiederholt ernsthaft dabei verletzten. Nur in diesem Falle sollte eingegriffen werden!
Wenn die Rangordnung ausgefochten wird, können durchaus mal Fetzen fliegen und Wunden (im Normalfall Kratzer) verursacht werden.
Verhindert ihr dies, kommt unter Umständen nie ein wirkliches Rudel zustande und die Ratten werden nie die Sicherheit haben, über die sie in einem intakten Rudel verfügen, bei dem jeder genau weiß, wo er steht.
Ich weiß, keiner sieht gerne zu, wie seine Tiere aufeinander losgehen und sich dabei vielleicht auch noch verletzten, aber man verschlimmert die Lage nur, wenn man dies unterbindet. Raufereien gehören eben dazu und auch in einem intakten Rudel wird es immer wieder Nasen geben, die mit anderen anecken. ;)


3. Wie sollte man als Mensch mit Welpen umgehen?
Hier ist die Devise 'Nicht überfordern, aber auch nicht mit Samthandschuhen anpacken'.
Seid nicht zu sachte im Umgang mit Jungtieren, guckt euch an wie sie untereinander toben und macht dies dann, wenn sie euch denn vertrauen, im gleichen Maßstab nach. Ratten sind nicht allzu zärtlich, wenn sie miteinander spielen, sie werfen sich gegenseitig um, hüpfen über den anderen drüber, jagen einander. Als Mensch sollte man sich ihrem Verhalten anpassen und sie ebenso behandeln. EinJungratz, den man mal schubst und durchwuschelt, wird den Menschen schnell als ebenbürtig einstufen und gerne mit ihm spielen.
Ist man hingegen übervorsichtig, nehmen sie den Menschen nicht ernst und dies kann dazu führen, dass sie erstens nicht so schnell Vertrauen fassen und zweites man sich später ihnen gegenüber kaum durchsetzen kann. Dies zeigt sich dann meist darin, dass die Tiere den Menschen in ihrer gewohnten Umgebung (Käfig, Freilauf, etc.) attackieren.
Ihr werdet feststellen, dass eure Ratten sehr unterschiedlich sind und nicht jede davon sucht den Kontakt zum Menschen. Eine Ratte, die sich nicht hochnehmen oder anfassen lässt, ist dabei aber noch lange nicht scheu! Nicht jede Ratte möchte angefasst und gekrault werden und man darf sie dann auch nicht dazu zwingen.
Sie mögen dies dann schlichtweg nicht und werden, wenn man sie dazu zwingt, erst recht in ihrer Meinung bestätigt, dass der Mensch lediglich ein notwendiges Übel ist.
Solange Rudeltiere über ein Rudel verfügen, brauchen sie den Menschen als Bezugsperson nicht zwingend.